Deutschlandfunk, Büchermarkt, 20.9.2005

Bernhard Albers im Gespräch mit Matthias Kußmann

Matthias Kußmann ist als Literaturwissenschaftler und Literaturkritiker tätig.

Angefangen hat’s eigentlich schon während meiner Verlagslehre. Ich hatte einfach den Wunsch, irgendwann selber einen Verlag zu gründen – und hab den dann zehn Jahre mit mir herumgetragen. Und plötzlich entstand der Verlag, einfach indem ich es wagte, mit 60 D-Mark Portokasse anzufangen. Es war kein literarischer Verlag am Anfang, es war ein pädagogischer Verlag. Ich habe Pädagogik und Philosophie studiert, historische Pädagogik, und hab da so eine Schriftenreihe entwickelt, die ich selber verlegen wollte, wo ich auch meinen Professor mit einbinden wollte, der dann leider verstarb, bei dem ich promoviert hatte. Und dann kam das durch reinen Zufall mit der Literatur. Ich lernte Reinhard Kiefer kennen, der Schriftsteller war, Anfang 20, und einen Verlag suchte. Ich las seine Sachen und dachte, das könnte ich verlegen. Und so begann das Ganze, wie es häufig ist: Aus dem Freundes- und Bekanntenkreis heraus entsteht ein Verlag.

Ich wollte ein Programm haben, das schon Signalwirkung hat, wie Rimbaud, Rimbaud hier in Deutschland. Jetzt eruierte ich: Welche Autoren mit Werken sind nicht gut vertreten, die irgendetwas mit Rimbaud zu tun hatten, wo kümmern sich die Verlage nicht drum. Und da kann man sagen: Ernst Meister hat einen ganzen Gedichtband Rimbaud gewidmet; Erich Arendt hat Rimbaud-Gedichte geschrieben. Das waren zum Beispiel zwei Autoren mit großen Werken, Werk-Komplexen. Erich Arendt war damals noch in der DDR und wurde ein bißchen vom Insel-Verlag vertreten, und Ernst Meister war beim Luchterhand-Verlag, von 15 Büchern war nur noch eins lieferbar und ein Auswahl-Taschenbuch.

Der Rimbaud Verlag ist kein Publikumsverlag und ich mache auch diese Dinge nicht wie andere Verlage, mit Kochbüchern oder Bestsellern oder gucken, daß Frau Heidenreich das dann hochhält. Mich interessiert das nicht. Ich bin kleine Auflagen gewöhnt und weiß auch, daß Autoren, die Bestand haben werden, immer im Abseits sind. Rimbaud hat gesagt, Literatur finde im Abseits statt – und zu seinen Lebzeiten ist nur ein Buch erschienen, und das nicht einmal in einem Verlag, sondern er hat es selbst zum Druck gegeben. Und das hat so viel Aufsehen erregt! Ich schau mir immer gern die Verlagsgeschichten an, wie niedrig die Auflagen waren von Lyrikern, die heute bekannt sind, wie schwer sie sich verkauft haben, wie gering die Stückzahlen waren. Und dann seh ich einfach, daß ich richtig liege. Ich liege nicht im Trend.

Dann kommt noch der andere Punkt dazu, weil ich ja in einem Verlag gelernt habe für Archäologie, Prähistorie und Ägyptologie, also einem Fachverlag, in kleinen Auflagen damals schon. Da hab ich gelernt, was das Herz so eines Verlages ist, nämlich die Adresskartei. Und die hab ich ganz gezielt aufgebaut: «Wenn Sie Prospekte haben wollen, melden Sie sich», undsoweiter. Wir haben gute Kunden, die werden regelmäßig beschickt, auch zu Lesungen. Wenn ein Autor irgendwo in einer Region eine Lesung hat, dann werden die Leute nach Postleitzahlen angeschrieben: «Kommen Sie doch zu dieser Lesung, wollen Sie den Verlag kennenlernen, der Verleger ist dabei oder nicht dabei, der Autor begrüßt Sie…»

Das Schöne ist in den letzten Jahren, daß Werke von Autoren gewachsen sind, die mit einem zusammen sind, die man ständig besucht, die man berät. Das hat mir – von Reinhard Kiefer abgesehen – Jahre gefehlt im Aufbau. Meine Zeitschrift heißt ja auch «Osiris», von Isis und Osiris. Ich war jahrelang damit beschäftigt, Tote wieder zum Leben zu erwecken, sie zusammenzufügen, wie Isis das gemacht hat. Ich war also relativ isoliert mit ein, zwei Autoren, die jung waren. Aber jetzt betreue und kommuniziere ich. Ich habe jetzt den Bestand der Werkausgaben der älteren Autoren quasi abgeschlossen. Ich kann sagen, das ist geleistet. Jetzt will ich mich mit den Autoren beschäftigen, deren Werke erst noch entstehen.

 

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