börsenblatt 10 | 2011

 

 

Mein Verlag (12)

Jeder Buchstabe eine Zeichnung

Was verbindet Autoren mit ihrem Verleger? Hier geben sie Einblick in eine besondere Beziehung. Diesmal schreibt Frank Schablewski über den Rimbaud Verlag in Aachen.

Etwas Besonderes ist es, sich einen Verlag so auszusuchen, als wäre es eine Entscheidung fürs Leben. Und gleichzeitig ausgesucht zu werden von einem Verleger, der, zart besaitet, die Literatur als Kunstform ansieht.

Denn das mittlerweile in fast drei Jahrzehnten von Bernhard Albers allein verantwortete Verlagsprogramm orientiert sich nicht am Publikumsgeschmack, sondern an seiner Vorstellung von Werkkomplexen. Er stellt seine Bücher von daher so aus, als wäre der Erwerb eines Buchs des Rimbaud Verlags vergleichbar mit dem Erwerb einer kostbaren Druckgrafik, wo jeder Buchstabe Zeichnung ist: Fast alle Bücher hält er lieferbar, sodass sie nicht an Wert verlieren.

1999 erschien mein erster Gedichtband «Lauffeuerpausen». Zuvor hatte ich Kontakt zu einem Künstler, der einen Buchtitel für den Verlag gestaltete. Mit vielen Büchern habe ich mich in rascher Zeit so intensiv beschäftigt, dass ich tatsächlich im Rimbaud Verlag meinen eigenen Platz als Autor bekam. Fünf Lyrikbücher erschienen von mir, deren Gedichte auf Reisen entstanden waren.

Im Jahr 2006 lenkte Bernhard Albers meinen Blick auf die Prosa. Er fand, die Zeit sei dafür gekommen, um nicht in einen Selbstlauf hineinzugeraten. Dieser Anregung gehe ich seitdem nach und beschäftige mich unter anderem intensiv mit dem Werk und der Kommentierung von Briefen des surrealistischen Dichters und Übersetzers Max Hölzer. Gespräche mit meinem Verleger lassen in mir das Gefühl einer tiefen Verwandtschaft zu diesem Dichter entstehen. Neue Prosatexte entstanden unvermutet vor diesem Hintergrund.

Gegenwärtig werden auch meine Übersetzungen ausgewählter Liebesgedichte Walt Whitmans lektoriert. Sie sind nicht das Ergebnis von «Brot»-, sondern Gedankenarbeit. In der großen Sinnlichkeit einer geradezu überbordenden Körperlichkeit, die von Whitmans Gedichten ausgehen, hat mein Verleger mit Recht Parallelen zu meinen eigenen Gedichten gesehen.

Die Übersetzungen sollen ebenfalls in diesem Jahr erscheinen. Sie wollen in keiner Weise mit der soeben erschienenen Gesamtausgabe im Hanser Verlag konkurrieren, sondern im Rimbaud Verlag neben Rimbaud, Vallejo, Lorca und den anderen den ihr hoffentlich gebührenden Platz einnehmen. Jürgen Brocan, der Übersetzer der oben genannten Hanser-Ausgabe, wird auf Anregung meines Verlegers ein Nachwort schreiben.

Bernhard Albers erlebe ich im Verlag als einen Vorausgehenden, einen Avantgardisten, selbst beim Publizieren sogenannter vergessener Autoren, auf der Suche nach dem absoluten Verlagsprogramm als Gesamtkunstwerk. Er verlegt Literatur abseits des Marktgängigen seit 1981 in kleinen Auflagen, getreu dem Motto Rimbauds, dass die Kunst im Abseits stattfindet. Sein Wissen speist sich somit aus fast 30-jähriger Verlegertätigkeit, der «Hälfte seines Lebens».

Frank Schablewski

 

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